Hausratverwertungshof Tübingen

Von 1992 bis 2008 haben wir mit diesem Projekt die Vorbereitung zur Wiederverwendung umgesetzt.

Mit dem Motto: "Brauchbare Dinge gehören nicht auf den Müll, sondern in den Hausratverwertungshof", begann ich 1992 mit einer Handvoll ehemaliger Arbeitsloser ein Projekt, welches damals bundesweite Beachtung fand.

Der erste Einrichtung für die Vorbereitung zur Wiederverwendung in Tübingen 1992.


Wir sammelten bei den Tübinger Haushalten Dinge ein, welche nicht mehr gebraucht wurden, und stellten diese im Hausratverwertungshof zum Verkauf aus. Mit dem Erlös finanzierte sich die Arbeit und die Miete an die Stadt Tübingen für die Hallen. Zwar hatten wir keine Heizung und nur ein Chemie-Klo, aber reichlich Kundschaft und viel Spaß an der Arbeit. Damals war die ehemalige Hindenburg Kaserne (das heutige französische Viertel) noch so eine Art Abenteuerspielplatz, und wir hatten riesig viel Platz für unseren Fuhrpark und Parkplätze für unsere Kundschaft.

Dann sollte die alte Halle entlang der Marienburger Str. abgerissen und das Grundstück bebaut werden. Anfangs sah das so aus, dass wir den Betrieb schließen müssten, doch dann konnten wir in das ehemalige Wirtschaftsgebäude in der Reutlinger Str. 92 (heute Wankheimer Täle 20) umziehen. Das Gebäude war mit rund 2000 qm etwa doppelt so groß wie die alte Blechhalle, aber eben auch viel teurer. Heizung, Toilettenanlagen und Strom mussten nun zusätzlich verdient werden. Die Arbeit wurde immer mehr und der Spaß blieb dabei häufig auf der Strecke. Die Arglosigkeit der Anfangszeit wurde durch die notwendige Verbissenheit, das Kapital für die laufenden Kosten zu beschaffen, abgelöst.


Das französische Viertel wuchs immer weiter und unsere Geschäfte ließen nach, auch meine Gesundheit hatte gelitten. 2008 zog ich die Bremse und beschloss, das Projekt zu beenden.

Der Hausratverwertungshof Tübingen verdankte seine Existenz sicherlich meiner Idee, aber auch dem Zuspruch der Bevölkerung von Tübingen, den Mitarbeitern die wirklich einen guten Job gemacht haben und dem Umstand, dass damals die ehemalige Hindenburg Kaserne durch den Abzug der französischen Streitkräfte frei wurde.

In Spitzenzeiten hatten wir pro Tag etwa 1 Tonne getrennt gesammelter Gegenstände aus den Tübinger Haushalten einer Wiederverwendung  zugeführt. Viele Menschen konnten ihren Bedarf für den Haushalt durch das Angebot im Hausratverwertungshof Tübingen decken und viele leben z. T. heute noch mit diesen Dingen. Es gab Kunden, die mit dem Porsche auf den Parkplatz fuhren und solche, die mit dem Berechtigungsschein vom Sozialamt bezahlten; jeder konnte das Angebot nutzen, ohne als hilfsbedürftig zu gelten.

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei allen bedanken, die dieses tolle Projekt ermöglicht haben.

Ivo Lavetti

Tübingen, den 10.12.2014